Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Zukunft in der Geschichte“ hält Stefan Vogt am 3. Juli im Leseraum der Produktions- und Ausstellungsplattform basis e.V. (Gutleutstraße 8-12 60329 Frankfurt am Main) von 19:00 bis 21:00 Uhr einen Vortrag über Jüdische Geschichte als „Subalterne Vergangenheit“.
Das vom Historiker Dipesh Chakrabarty entwickelte Konzept der „Subalternen Vergangenheiten“ (subaltern pasts) befasst sich mit Vergangenheiten von ausgegrenzten und diskriminierten Minderheiten, die sich einer Einordnung in die holistischen und linearen Perspektiven der europäischen wie auch postkolonialer Geschichtsnarrative widersetzen. Chakrabarty beschreibt diese als „widerspenstige Knoten, die aus dem sonst gleichmäßig gewobenen Stoff dieser Narrative aus- und diesen aufbrechen“. Sie sind damit auch Ansatzpunkte für die von ihm eingeforderte Provinzialisierung der europäischen Geschichte.
Während Chakrabarty sie vor allem bei den nicht-hegemonialen Schichten der kolonialen und postkolonialen Gesellschaften verortet, stellt der Vortrag die These zur Diskussion, dass auch die europäisch-jüdische Geschichte als eine solche Subalterne Vergangenheit verstanden werden kann. Auch die europäisch-jüdische Geschichte unterläuft und durchbricht in vielerlei Hinsicht die geradlinige Entwicklungslogik des Historismus und stellt die europäisch-christliche Hegemonie in der Deutung der Geschichte infrage.
Eine solche bewusste Verknüpfung von jüdischer Geschichte mit Einsichten aus den postcolonial studies erlaubt es, die jüdische Geschichte als eine wichtige Protagonistin der Provinzialisierung Europas und damit eines emanzipatorischen Geschichtsverständnisses zu verstehen.